Geistliches Wort

März 2023

Liebe Gemeinde,
am Ende des Jahres blicken wir oft zurück, am Anfang des neuen Jahres voraus auf das, was alles kommt.
Häufig stellen sich dabei diese Fragen: Was bleibt, von dem, was war? Worauf werden wir am Ende des Jahres zurückblicken können, dürfen und müssen? Das letzte Jahr war geprägt von dem Begriff „Zeitenwende.
Vieles hat sich geändert –für uns persönlich, im Umgang mit unseren Finanzen, unserem Blick auf unsere Welt, im Umgang mit unseren Mitmenschen,
aber auch für uns als Christen und wie wir in der Gesellschaft gesehen werden. „Neues Jahr, neues Glück“, heißt es oft so schön. Und irgendwie ist es ja auch wirklich so.
Mit dem neuen Jahr können wir zumindest einige Dinge des vergangenen Jahres ruhen lassen oder ganz ablegen. Mit dem neuen Jahr kommt die Hoffnung zurück, dass es aufwärts geht, dass sich die Zeiten wieder bessern. Vorfreude auf Neues, auf neue Freiheiten überwiegt.
Das neue Jahr bringt auch eine neue Jahreslosung mit sich. „Du bist ein Gott, der mich sieht“, lautet der für dieses Jahr gewählte Satz aus 1. Mose 16,13.
Was bedeutet dies für mich, für uns als Christen, nach diesem so bewegten Jahr 2022 – Ein Gott, der mich sieht?
Am letzten Konfitag haben wir mit den Konfirmanden darüber nachgedacht und sie sich Situationen und Anspiele überlegen lassen, in denen sie selbst diesen Satz aussprechen könnten. Für die Konfirmanden waren das vor allem alltägliche Situationen, in denen sie das Gefühl hatten: Gott sieht mich. Situationen, in denen Mobbing geschah, in denen (Mit-)Menschen ausgegrenzt wurden, in denen sich die Konfirmanden allein fühlten oder in denen Bewahrung, zum Beispiel vor einem Unfall, geschah. Auch für Hagar, die Magd Abrams, ist es in der biblischen Erzählung so eine Situation, in der sie sich versto ßen in der Wüste wieder findet, als sie diesen Satz äußert, weil sie erlebt, dass Gott sie nicht allein lässt: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ Ich wünsche Ihnen, liebe Gemeinde, dass dieses Jahr ein Jahr wird, in dem Sie sich von Gott gesehen fühlen. Gesehen in dem Sinne, dass Sie wissen und spüren dürfen: Gott meint es gut mit Ihnen. Gott möchte dieses Jahr mit Ihnen gemeinsam gestalten und nicht nur mitgehen. Ich wünsche Ihnen, dass es ein Jahr wird, an dessen Ende Sie nicht lange überlegen müssen, „was bleibt?“, sondern dass Ihnen sofort viele tolle Erlebnisse und Momente einfallen, die gut und positiv waren. Momente, in denen Sie sich bei Gott geborgen und von ihm gesehen gefühlt haben.
Der Künstler Gentleman schrieb schon 2020 in seinem Lied „Ahoi“ folgende Worte im Chorus, die ich Ihnen aufgrund der positiven, hoffnungsvollen Message noch mitgeben möchte: „
Ich kann wieder die Sonne seh‘n, another day
Hab die Hoffnung nie verlor‘n
Und seh mit Vorfreude darauf
Auf all das zurückzuschau‘n, yeah“

Ihr Religionspädagoge Jakobus Launhardt

Dezember 2022

Liebe Gemeinde,
auf dem Titelfoto des Gemeindebriefs vom Dezember sind die Bilder zu sehen, die bei der Kunstaktion beim Gemeindefest entstanden sind. Auf allen Bildern sind, wenn man genau hinschaut, Hände gemalt. Denn das Thema lautete: „Aufstehn - Aufeinander zugehn – Hände reichen“.
In einer Zeit, in der wir uns viele Sorgen machen, um unseren Wohlstand, um Wärme im Winter, um Nahrung
und Wasser, um Sicherheit und Frieden, kann man versu chen, die eigene Haut zu retten, eine Mauer um sich
herum zu bauen und Wohlstand, Wärme und Geborgenheit nur für sich selbst zu sichern...
Oder man kann – erst recht – versuchen, Mauern zu überwinden:
Aufeinander Zugehen – und in der Gemeinschaft einander Wärme und Geborgenheit geben, Füreinander Dasein – und Hände reichen, um anderen aufzuhelfen, um Not zu lindern, um miteinander zu feiern, zu tanzen, zu essen und was uns sonst noch alles einfällt, was wir miteinander in der Gemeinschaft unserer Gemeinde tun könnten. Gemeinsam sind wir mutiger und stärker. Und wir dürfen daran glauben, dass Jesus mitten unter uns ist, und uns noch stärker macht durch seinen Geist, der uns zueinander führt.
Beim Gemeindefest haben wir im Gottesdienst die Geschichte der Heilung eines Bettlers erzählt, die in der
Bibel, in der Apostelgeschichte steht (Kapitel 3). Sie berichtet von einer Zeit nach dem Tod, der Auferstehung
und der Himmelfahrt Jesu: Da sitzt ein gelähmter Bettler vor dem schönen Tor des
Tempels. Alle laufen jeden Tag an ihm vorbei, wenn sie zum Gottesdienst in den Tempel gehen. Auch die Jünger
Petrus und Johannes. Doch sie geben ihm kein Geld. Sie sehen ihn fest an und bitten ihn, seinen Blick zu heben
und auch ihnen in die Augen zu blicken. Dann nehmen sie ihn an der Hand und helfen ihm auf. Und das Wunder
geschieht: Der gelähmte Mann steht auf und kann gehen und springt und tanzt vor Freude über seine Heilung.
Jetzt muss er nicht mehr draußen vor dem Tor sitzen, jetzt kann er wie die anderen in den Tempel hinein gehen
und Gott danken. Und alle staunen darüber, was mit ihmgeschehen ist.
Das ist eine erstaunliche Geschichte.
Die Jünger Petrus und Johannes können auf wunderbare Weise einen gelähmten Menschen heilen.
Doch solche Kraft zum Heilen, die Petrus und Johannes in sich spüren, die haben wir auch, wenn wir wollen. Die
ist nicht Jesus und auch nicht seinen Jüngern damals vorbehalten. Und es ist auch nicht Magie, die da geschieht.
Was wirklich eine Veränderung für den gelähmten Bettler bewirkt, das ist der offene Blick von Petrus und Johannes
in sein Gesicht. Das ist die Aufmerksamkeit, das Wahrnehmen seiner Not und die Mitmenschlichkeit, die sich
darin ausdrückt, dass sie nicht vorübergehen und ihn als Abschaum betrachten. Sondern ihm ins Gesicht blicken
und ihn als einen Menschen sehen, der einsam ist, der ausgegrenzt wird, der an Leib und Seele verwundet ist.

Und das sind schließlich auch: Die helfenden Hände, die ihm entgegengestreckt werden, die Hände, die ihm aufhelfen und ihn stützen, als er die ersten Schritte wagt. Und es ist die Gemeinschaft, die ihn aufnimmt, ihm einen Platz innerhalb der Mauern gibt und ihm Geborgenheit vermittelt.
Der gelähmte Bettler steht stellvertretend für viele Menschen auch in unserer Zeit, die an Leib oder Seele
verwundet sind, die sich nicht zugehörig fühlen, weil sie anders sind oder weil sie schwach sind oder sich mal
falsch verhalten haben oder weil sie aus einer anderen Kultur stammen, anders reden oder einen anderen Glauben haben.
Wir wollen in unserer Gemeinde dazu beitragen, dasssich niemand ausgegrenzt fühlt.
Wir wollen aufstehen, aufeinander zugehen und einander Hände reichen.

Ihre Pfarrerin Elke Soellner

September 2022

Liebe Gemeinde,

„was mein Leben reicher macht“ in dieser Rubrik berichten in meiner Zeitung die Leserinnen und Leser von netten kleinen Beobachtungen oder Begegnungen, die sie zum Lächeln oder auch Schmunzeln gebracht haben. „"Die letzten drei Knospen der Rose vom Balkon, die nun drinnen in der Vase aufgeblüht sind“.", kann man da zum Beispiel lesen, "„Bei einer Nordsee-Exkursion mit meinem Studiengang endlich mal wieder über Wellen zu springen." oder einfach nur: "„Meine neuen Nachbarn"“. Oder kleine Geschichten wie diese: "„Ich war gerade der Dusche entstiegen, da hatte ich in meinem Badezimmer unerwarteten Besuch. Ein Marienkäfer krabbelte am Zimmerfenster entlang, danach entdeckte ich winzig kleine Spure auf der beschlagenen Scheibe. Nie zuvor habe ich mir bewusst gemacht, dass auch ein so kleines und leichtes Geschöpf Spuren hinterlassen könnte."“
Wenn ich diese Rubrik gelesen habe, dann grinse ich oft selber in mich hinein. Wie schön, wenn Menschen sich an den kleinen Dingen erfreuen können– und ihre Dankbarkeit dafür ausdrücken. Ich nehme das zum Anlass, selber über das nachzudenken, was mein Leben in der vergangenen Woche reicher gemacht hat. Und spüre dabei: Dankbarkeit lässt sich einüben. Und oft ist sie eine Sache des Blickwinkels. Von Abraham Lincoln wird berichtet, dass er als Junge den Satz las: "„Die Menschen murren, weil keine Rose ohne Dornen wächst, warum danken sie eigentlich nicht dafür, dass Gott auf dornigen Stängeln so schöne Rosen wachsen lässt?"“ –Der habe ihm geholfen, durch Dankbarkeit ein innerlich reicher Mensch zu werden.
Ich werde täglich reich beschenkt. Mit kleinen, besonderen Momenten. Mit Schönheit, die ich in alltäglichen Dingen entdecken darf. Mit der Liebe und Fürsorge der Menschen um mich herum. Mit kleinen Glücksmomenten. In meinem Sommer konnte ich viel davon entdecken. Aber ich weiß, wenn im Herbst der Alltag wieder einkehrt, dann neige ich dazu, wieder mehr durch mein Leben zu hasten, mir die Zeit nicht mehr zu nehmen, auf die kleinen Dinge zu achten, eher die grauen Wolken zu sehen, als den Sonnenstrahl. Und ich nehme mir vor: auch dann will ich bewusster durch mein Leben gehen, mir jeden Tag Zeit nehmen, Gott zu danken für das, was mein Leben reicher macht. Wie die Frau aus folgender Geschichte: „"Eine sehr alte, weise Frau verließ ihr Haus nie, ohne vorher eine Handvoll Bohnen einzustecken. Sie tat dies nicht, um unterwegs die Bohnen zu kauen. Nein, sie nahm die Bohnen mit, um so die schönen Momente des Lebens besser zählen zu können. Für jede Kleinigkeit, die sie tagsüber erlebte – zum Beispiel einen fröhlichen Schwatz auf der Straße, ein köstlich duftendes Brot, einen Moment der Stille, das Lachen eines Menschen, eine Berührung des Herzens, einen schattigen Platz in der Mittagshitze, das Zwitschern eines Vogels – für alles, was die Sinne und das Herz erfreut, ließ sie eine Bohne von der rechten in die linke Jackentasche wandern. Manchmal waren es auch zwei oder drei Bohnen, die auf einmal den Platz wechselten. Abends saß die weise Frau zu Hause am Kamin und zählte die Glücksbohnen aus der linken Jackentasche. Sie zelebrierte diese Minuten. So führte sie sich vor Augen, wie viel Schönes ihr an diesem Tag widerfahren war, und freute sich darüber. Sogar an den Abenden, an denen sie nur eine einzige Bohne zählte, war jeder Tag für sie ein glücklicher Tag–. Es hatte sich gelohnt, ihn zu leben."“ (Verfasser unbekannt)

Ihre Pfarrerin Sabine Sommer

 

März 2022

Liebe Gemeinde,

unsere Kirche verändert sich: Wir werden weniger: Weniger Kirchenmitglieder, weniger Pfarrerinnen und Pfarrer, weniger Finanzen. In den nächsten zehn Jahren wird das auch in unserem Dekanat Bad Tölz und in unserer Kirchengemeinde deutlich spürbar werden. Im Zuge des neuen „Landesstellenplans“ der Bayrischen Landeskirche befassen sich Dekanatssynode und Dekanatsausschuss schon seit einiger Zeit mit den Veränderungen, die auf uns zukommen.
Unser Dekan Heinrich Soffel hat auf der Herbstsynode die Veränderungen in der Kirche mit dem Dombau verglichen: Der Bau des Kölner Doms wurde vor fast 800 Jahren begonnen, und es wird auch heute noch immer weiter daran gebaut. Eine „komplett gerüstfreie Kirche“ wird es wohl nie geben. Wir bauen unsere Kirche immer wieder neu. Das kann eine Chance sein, neue Wege zu gehen und Altes zurückzulassen.
Im Dekanat wollen wir gemeinsam entwickeln, wohin die Reise geht. Wir entwerfen Zukunftsvisionen, anstatt um den Erhalt dessen zu ringen, was „immer schon so war“. Wir sind bereit zur Veränderung, wollen Loslassen lernen und neue Ideen in den Regionen entwickeln. Denn wir wollen auch in Zukunft eine Kirche für die Menschen vor Ort sein und nicht eine Kirche, die um ihr eigenes Überleben ringt und nur an sich selbst interessiert ist.
Auch im Kirchenvorstand machen wir uns darüber schon seit längerem Gedanken. Das Thema der Kirchenvorstands-Tagung (die leider pandemiebedingt von Januar auf Juli verschoben werden musste) lautet: „Träume wagen - Unser Traum von Kirche vor Ort“. „Träumende und Sehnende finden sich nicht mit der vermeintlich unveränderbaren Realität ab, sondern malen Bilder der Zukunft, die über die Wirklichkeit hinausgehen. Dabei kann Sehnsucht eine ungeheure Kraft entfalten.“ Dieser Satz der ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann war schon vor zehn Jahren wegweisend für unsere Leitbild- und Ziel- Entwicklung im Kirchenvorstand. Das Leitbild unserer Kirchengemeinde lautet seitdem: „Auf Christus sehen und durch ihn die Welt sehen“. Damals haben wir Ziele für unsere Gemeindearbeit formuliert, an denen wir unsere Aufgaben ausrichten.
Das erste Ziel heißt: „Wege zu Gott und zueinander finden“. Der Kirchenvorstand hat damals aufgeschrieben: „Wir wollen aufeinander zugehen und gemeinsam neue Wege zu Gott suchen.“ Im aktuellen Konfirmanden-Kurs suchen wir zurzeit gemeinsam neue Wege zu Gott. Der „Konfi-Baum“ in der Heilandskirche als „Treffpunkt auf unseren unterschiedlichen Wegen“ zeugt davon. Auf dem Weg zu Gott sind aber nicht nur die Konfirmandinnen und Konfirmanden, denen wir neue Begegnungen mit Gott ermöglichen wollen. So haben wir uns im Advent mit der ganzen Gemeinde in den Gottesdiensten auf den Weg zu Gott gemacht. Die Erfahrungen der Menschen im Stall von Bethlehem waren dabei wegweisend für uns. Nun wollen wir in der Passionszeit die Wege zu Gott weitergehen mit der Predigtreihe „Andere Wege zu Gott“.
Wir laden Sie ein, mitzugehen, neue Erfahrungen zu wagen, von den Erfahrungen anderer auf ihrem Weg zu hören und sich auf Ihren eigenen Weg zu Gott zu besinnen.
Der Mönch und Mystiker Bernhard von Clairvaux († 1153) hat gesagt: „Du musst nicht übers Meer reisen, musst keine Wolke durchstoßen und nicht die Alpen überqueren. Der Weg, der dir gezeigt wird, ist nicht weit, du musst deinem Gott nur bis zu dir selbst entgegengehen.“ Dass es auch bis zu mir selbst oft ein schwerer und langer Weg sein kann, ein Weg mit Umwegen, mit mühsamen und gefährlichen Abschnitten, das haben viele von Ihnen vielleicht auch schon erfahren. Vielleicht spüren Sie auch eine Sehnsucht in sich nach „etwas ganz anderem“ in Ihrem Leben, und vielleicht würden Sie das gar nicht als Sehnsucht nach Gott bezeichnen.
Ich glaube, dass wir auf dem Weg zu Gott uns selbst finden können und auf dem Weg zu uns selbst Gott. Und ich glaube, dass wir auf diesem Weg tiefen Frieden finden können. Das ist letztlich das Ziel aller Religionen. Und auch die Wege der Religionen zu Gott sind gar nicht so verschieden. So werden uns die „anderen Wege zu Gott“ in unserer Predigtreihe auch zu Erfahrungen anderer Religionen führen.
Ich wünsche Ihnen für diese Passionszeit, dass Sie neue Wege zu Gott wagen, um Frieden in Ihrer Seele und Mut zu einem erfüllten Leben zu finden.

Ihre Pfarrerin Elke Soellner
 

November 2021

Liebe Gemeinde,

Unter dem Motto „Wege zu Gott“ haben die Konfirmanden in ihrem Vorstellungsgottesdienst davon berichtet,
wie ott auf vielfältige Weise in unserem Leben zu finden ist, wenn wir uns auf den Weg zu ihm machen.
Zu Gott sind wir immer wieder neu unterwegs. Er lässt sich finden – aber nicht festhalten.
Wir müssen uns immer wieder neu auf den Weg machen, um ihm zu begegnen.
Für mich ist die Adventszeit ein ganz besonderer Weg zu Gott – sie lädt dazu ein, sich auf den Weg zu machen,
sich auf die Suche nach Gottes Spuren in unserem Leben zu machen. Am Ende dieses Weges steht mit Weihnachten die große Verheißung, dass Gott sich in einem kleinen Menschenkind finden lässt, an einem Ort und in einer Gesellschaft, wo niemand ihn vermutet hätte. Auch uns kann Gott an den unterschiedlichsten Orten und in den unterschiedlichsten Menschen begegnen, wenn wir aufmerksam durch unser Leben und die Adventszeit gehen. Ich freue mich, dass uns in diesem Jahr die neuen Krippenfiguren für die Auferstehungskirche in Icking durch die Adventszeit begleiten werden. Es sind biblische Erzählfiguren, die Cornelia Kolb in ihrer Werkstatt in Lochau am Bodensee angefertigt hat. Innenliegende Bleischuhe verleihen den Figuren Stabilität, das Untergestell aus Sisaldraht macht sie beweglich. Die Echtfellperücken und die handgefertigte Kleidung macht jede Figur zum Einzelstück – und bringt uns die Menschen zur Zeit Jesu nahe. Die Figuren haben keine Gesichter. Das erlaubt eine sehr meditative Betrachtung und eigene Innenschau. So sind die Figuren auch vielfältig einsetzbar. Sie werden ganz besonders auch unsere Gottesdienste für Kinder und Familien bereichern.
In der Adventszeit machen wir uns im Gottesdienst am 2. Advent zuerst mit Maria und Josef auf den Weg nach Bethlehem. Beiden ist Gott auf ganz unterschiedliche Weise begegnet.
Dann wenden wir uns am 3. Advent den Hirten auf den Feldern von Bethlehem zu, die mitten in der Nacht die Geburt des Heilands und Retters verkündet bekommen.
Schließlich begleiten wir am 4. Advent die drei Weisen aus dem Morgenland, die dem Stern folgen, um das neugeborene Königskind zu finden.
So ziehen die Krippenfiguren vom 2. bis zum 4. Advent nach und nach in unsere Kirche ein. Wir dürfen sie auf ihrem Weg zur Krippe begleiten – und sie begleiten uns auf unserem Weg zur Krippe. Über all dem steht die Verheißung, dass Gott sich finden lässt – auch bei den Menschen und an den Orten, wo wir ihn nie vermutet hätten. Dabei dürfen wir aus der Botschaft der Engel neue Zuversicht für unsere Wege zu Gott schöpfen, denn sie rufen uns zu: „Fürchtet euch nicht!“
Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Adventszeit und immer wieder wunderbare Begegnungen auf Ihrem ganz
persönlichen Weg zu Gott.

Ihre Pfarrerin Sabine Sommer

September 2021

Liebe Gemeinde,

diese Zeilen schreibe ich zwei Tage vor meinem Urlaub, mitten in den Sommerferien. Auf meinem Schreibtisch liegt eine Liste mit Dingen, die ich vor dem Urlaub noch erledigen muss, damit ich die freie Zeit dann auch genießen kann. Ich brauche dringend eine Auszeit und freue mich schon lange auf meinen Urlaub, den ich mit der Großfamilie verbringen werde. Wenn Sie diese Zeilen lesen, dann liegt Ihr Sommerurlaub vermutlich schon hinter Ihnen. Mehr oder weniger erholt sind Sie ins neue Schuljahr gestartet, vielleicht noch getragen von dem schönen Urlaubsgefühl.
Eine Auszeit – das haben wir immer wieder nötig. Denn immer nur zu arbeiten, das schafft niemand.
Irgendwann geht uns die Energie aus, wir können uns nicht mehr konzentrieren und brauchen ewig für Dinge, die wir sonst viel schneller erledigen, und Flüchtigkeitsfehler schleichen sich ein. Dann ist oft der Urlaub die große Auszeit, auf die wir hinarbeiten. Wir ziehen unsere Energie zuerst aus der Vorfreude auf den Urlaub und hinterher versuchen wir dieses entspannte Gefühl wieder mit in unseren Alltag zu nehmen, zehren von den Erinnerungen. Bis die Entspannung wieder überlagert wird von Stressgefühlen und dem Wunsch nach einer neuen Auszeit. Wir leben in einem Rhythmus von Arbeit und Ruhezeit, von Schule und Ferien, Arbeitstagen und arbeitsfreien Wochenenden, Alltag und Feiertagen. Wie schön, dass Gott diese Auszeiten, diese Ruhezeiten, von Anfang an mit eingeplant hat. „Am siebten Tag hatte Gott sein Werk vollendet und ruhte von aller seiner Arbeit aus. Und Gott segnete den siebten
Tag und erklärte ihn zu einem heiligen Tag, der ihm gehört, denn an diesem Tag ruhte Gott, nachdem er sein Schöpfungswerk vollbracht hatte.“ (1. Buch Mose 2, 2-3) Gott hat diese Ruhezeit eingeplant – und zwar nicht nur einmal im Jahr, als Urlaub, sondern im Kleinen. Alle sieben Tage gibt es einen Ruhetag. Einen Tag, an dem wir ausruhen dürfen von all unserer Arbeit. Einen Tag, an dem wir nichts tun müssen. Einen Tag, den wir freihalten dürfen von Stress, auch vom Freizeitstress, den wir uns häufig selber auferlegen. Einen Tag den Gott gesegnet hat, einen heiligen Tag, der ihm gehört.
Diese kleinen Ruhezeiten genieße ich besonders:
meinen freien Tag in der Woche, den Hundespaziergang am Morgen bevor ich mich an mein Tagwerk mache, die kleinen Kaffeepausen zwischendrin, in denen ich abschalten kann. Besonders schön sind sie, wenn ich dabei mit Gott Zwiesprache halte und bete oder wenn ich über einen biblischen Text nachdenke.
Dann bekomme ich innerlich Abstand zu dem, was mich gerade beschäftigt, und ich kann es nach der Pause plötzlich aus einer ganz neuen Perspektive betrachten. „Man kann Gott nicht allein mit Arbeit, sondern auch mit Feiern und Ruhen dienen, darum hat er das dritte Gebot gegeben und den Sabbat geboten.“, schreibt Martin Luther.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Start ins neue Schuljahr mit vielen kleinen, täglichen und wöchentlichen Ruhezeiten – nicht nur damit Sie sich ausruhen können, sondern auch um mit Gott in Kontakt zu kommen, ihm mit Feiern und Ruhen zu dienen und hinterher eine neue Perspektive auf Ihr Leben zu haben.

Ihre Pfarrerin
Sabine Sommer

Mai 2021

Liebe Gemeinde,

Bitte lächeln!
Diesen Satz haben die meisten von uns vermutlich schon länger nicht mehr gehört. Viel zu lange sind größere Feste und Familienfeiern auf denen Gruppen- und Erinnerungsfotos geschossen wurden mittlerweile her.
Gerade deswegen möchte ich Ihnen diese Aufforderung heute ans Herz legen. Bitte lächeln!
Und nein ich sage bewusst nicht „nun lach doch mal“, wie es oft gesagt wird um jemanden wieder aufzumuntern, wenn er ein trauriges Gesicht zieht, weil ihm eben gerade gar nicht freudig zu mute ist. Nein ich meine ein richtiges, echtes herzhaftes Lachen aus voller Kehle und ganzem Herzen. Denn das ist es, was jedem von uns in der aktuellen Situation sicherlich guttäte.
„Weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit“, so heißt es im Prediger 3,4. Ja auch Lachen hat seine Zeit, und es ist nicht die Zeit in der man zum Lachen in den Keller geht, damit bloß niemand mitbekommt, dass man einen Grund zur Freude hat. Nein es ist vielmehr Zeit dafür, sich daran zu erinnern und es zu spüren, wie gut es uns tut, einmal wieder herzhaft zu lachen, gerade jetzt wo uns vielleicht oft nicht zu lachen zu Mute ist und uns vieles nur ein müdes Lächeln entlocken kann.
So möchte ich Sie ermutigen, es einfach wieder einmal zu versuchen. Schieben Sie die grauen Wolken des Alltags und den Trübsinn den Sie mitbringen einmal beiseite und suchen sich einen Grund zu lachen. Einen Grund zu freudigem Lachen. Vielleicht greifen Sie zum Telefon und rufen einen guten Freund an, von dem Sie wissen, dass er Sie garantiert zum Lachen bringt. Vielleicht schauen Sie Ihren Lieblingsfilm an, bei dem Sie wissen, dass er Sie immer wieder in Freude versetzt. Oder schwelgen Sie in alten, schönen und lustigen Erinnerungen, indem sie alte Fotos aus der Kindheit, Jugend oder dem Urlaub ansehen, welche sie zum Lachen bringen. Oder versuchen Sie es doch mal mit Kitzeln und Kitzeln lassen, bis Sie lachend auf dem Boden liegen und Ihr Gegenüber bittet wieder aufzuhören .
„Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen.“, heißt es in den Seligpreisungen bei Lukas 6,21. Genau dieses Gefühl von Glückseligkeit wünsche ich Ihnen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diesen bewegten und herausfordernden Zeiten Ihr Lachen wiederfinden, dass Sie immer wieder Gründe zu lachen finden und somit Glückshormone freisetzen können. Ich wünsche Ihnen die Hoffnung und den Glauben, dass es Ihnen auch bald wieder so gehen kann wie es Sara ging als sie erfuhr, dass sie doch noch Mutter wird und verkündete: „Gott lässt mich wieder lachen! Jeder, der das erfährt, wird mit mir lachen!“
(1.Mose 21,6)
Bleiben Sie frohen Mutes und gehen Sie freudig und mit Gottes Segen durch die kommende Zeit.

Ihr Religionspädagoge
Jakobus Launhardt
 


Februar 2021

Liebe Gemeinde,

„Was für eine Zeit! Da hilft nur noch meditieren!“
Was für eine Zeit, liebe Gemeinde! – Da hört man so einen Satz nicht im Kloster oder in einem Meditationszentrum – sondern im Radio, in Bayern 3!
(am 20. Januar).
Es ist eine Zeit, in der alles so ganz anders ist: Auf vieles, was noch vor einem Jahr selbstverständlich zu unserem Leben gehörte, müssen wir jetzt verzichten.
Sind wir dann in dieser Fastenzeit überhaupt noch zum Fasten, also zum Verzicht bereit, oder klingt die Aufforderung dazu nicht für viele eher wie Hohn?
Wir verzichten doch gerade auf so vieles, was eigentlich unverzichtbar ist. Vor allem auf Kontakte, Begegnungen, Bildung, Einkommen … und so vieles mehr.
Doch ich erlebe in dieser Zeit auch, dass der Verzicht Neues und Anderes freisetzt: Dass einiges intensiver erlebt wird, weil wir nicht mehr im Strudel der Angebote, Begegnungen und Aktionen treiben, und dass wir dadurch den Blick fürs Wesentliche wiederfinden.
Beim Meditieren, beim Verzicht auf alles, was mehr ist als Atemholen wird auch Neues freigesetzt, weil ich freiwerden kann von allen Gedanken und Gefühlen, von Freuden, Sorgen und Ängsten, von Aufgaben, Plänen und Aktionen und aufmerksam werde für meinen Leib und meine Seele und für Gott.

Insofern passt die Meditation tatsächlich gut in diese Zeit. Und wir haben dafür ja jetzt auch mehr Zeit!
Für mich scheint die Zeit gerade etwas stillzustehen, so habe ich vergessen, meinen Gedichte-Kalender umzublättern und im Januar abzuhängen.
Da hängt immer noch das Gedicht vom November 2020. Vielleicht habe ich unbewusst auch deshalb nicht umgeblättert, weil der Kalender mich an zwei geschätzte Gemeindeglieder erinnert, die nicht mehr leben. Ich habe ihn noch (wie jedes Jahr) von Helga Wachinger geschenkt bekommen, die letztes Jahr im Mai gestorben und damit ihrem Mann Kristof Wachinger gefolgt ist, der im Juli 2018 starb. Er hatte mich bei der Redaktion des Gemeindebriefs viele Jahre lang unterstützt.
Vor allem meine „Geistlichen Worte“ hat er immer kritisch und wertschätzend begleitet.
Der Gedichte-Kalender wurde jahrelang von den beiden in ihrem Verlag herausgegeben und 2018 an einen anderen Verlag übergeben.
Die Abschiedsworte von Kristof Wachinger im letzten Kalender waren: „Wir haben all die Jahre nach Gedichten gesucht, die poetisch gut (meist auch schön) sind und zur Stärkung des Innenlebens beitragen.“
„Stärkung des Innenlebens“ – in einer Zeit, in der das „Außenleben“ so reduziert ist - ich glaube, das können wir alle ganz gut gebrauchen in dieser Zeit.

Zur Stärkung Ihres Innenlebens, liebe Gemeinde, will ich Ihnen hier das Gedicht weitergeben, das auch während der Passionszeit sicher an meiner Wand hängen bleiben wird. Vielleicht ist es auch für Sie eine Ermutigung zur Meditation, obwohl der Dichter aus einer ganz anderen Zeit stammt:

Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen.
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich preßt,
Und dank‘ ihm, wenn er dich wieder entläßt.
(Johann Wolfgang von Goethe)

Ihre Pfarrerin Elke Soellner

November 2020

Liebe Gemeinde,

Der Advent ist eine Zeit des Wartens und der noch unerfüllten Sehnsucht.
Das spüren wir in diesem Jahr ganz besonders. Die Sehnsucht malt uns das Ziel vor Augen.
Ein Friedensreich, in dem Recht und Gerechtigkeit herrschen, in dem nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere friedlich zusammenleben, ein Reich,
in dem Licht die Dunkelheit erhellt, eine heile Welt, in der die Menschen gut und lange leben, und nicht durch Krieg oder Krankheit sterben, so beschreibt es der Prophet Jesaja in den Texten, die wir jedes Jahr neu hören im Advent. In diesem Jahr empfinde ich diese Bilder als besonders kraftvoll. „Ja!“, so möchte ich seufzen, „Wenn es nur endlich so wäre!“
Der Advent ist aber auch eine Zeit der freudigen Erwartung und der Verheißung. Wenn ich angesichts der dunklen Zeiten, die wir erleben, den Mut verlieren will, dann kommen mir die Worte des Propheten Jesaja in den Sinn und erinnern mich daran, dass Gott unser Leben hell machen möchte: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Landes, scheint es hell.“ (Jesaja 9, 1) Und zugleich erklingt leise in mir die Melodie eines französischen Kirchenliedes, das ich sehr liebe und das zu Epiphanias gesungen wird: „Hört, hört, macht nur ja keinen Lärm, wir sind auf dem Weg, wir laufen durch die Nacht. Hört, hört, die Schritte des Herrn kommen auf dich zu, er geht auf deinem Weg, er geht neben dir.“
Gott möchte unser Leben hell machen und dafür ist er selber in unsere Dunkelheit gekommen. Er ist unser Begleiter, in dunklen Zeiten wie in hellen.
Darauf vertraue ich, auch wenn ich manchmal ganz genau hinhören muss, um seine Schritte auf meinem Weg wahrzunehmen.
Wenn ich dann allerdings den Funken des Lichtes in mir wieder entdecke, möchte ich seine Flamme nähren. Und ich möchte das Licht gerne weitergeben,
das Gott mir schenkt. Wir können Licht füreinander sein in diesen dunklen Zeiten. Gott selber möchte den Funken in uns entzünden und wir dürfen sein Licht weitergeben.
Wie das in diesen Zeiten gehen kann, dafür haben wir jede Menge Ideen gehabt, die wir Ihnen in diesem Gemeindebrief vorstellen. Und so freue ich mich auf eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit, in der wir voller Sehnsucht und Hoffnung gemeinsam unterwegs sind und dem Licht des Weihnachtssterns folgen. Auf diesen Weg möchte ich Ihnen noch ein Gedicht/Gebet mitgeben, das mich schon viele Jahre begleitet und ermutigt:

Ich halte einen Stern
Er weist auf jenen hin,
der einst die Weisen wies
vom Morgenland zum Stall.
Dort lag ein Kind auf Stroh –
Der Heiland aller Welt.
Ich halte einen Stern:
Ich spür, er leuchtet mir.
GOTT selbst scheint in mein Leben.
Er bricht die Dunkelheit.
Er geht an meiner Seite.
Er weist mir einen Weg.
Ich halte einen Stern:
Ich bitte: Leuchte mir.
Du, GOTT, schein in mein Leben.
Brich meine Dunkelheit.
Geh mit an meiner Seite.
Sei Stern auf meinem Weg.
(Verfasser unbekannt)


Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.
Bleiben Sie gesund!

Ihre Pfarrerin Sabine Sommer

September 2020

Liebe Gemeinde,

Bitte Abstand halten!
Warn und Hinweisschilder mit diesen Worten begegnen uns in den letzten Monaten tagtäglich.
Abstand halten – Es ist auch ein Gebot, dass wir bei Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen beachten müssen.
Abstand halten ist fast schon zur Normalität geworden, obwohl es völlig unserem menschlichen Sein, dem Wunsch nach Nähe und Geborgenheit, dem Gefühl der Zugehörigkeit widerspricht.
Es widerspricht auch unserem christlichen Miteinander und dem was Jesus uns vorgelebt hat, indem er auf alle Menschen zugegangen ist. In der Bibel in der Übersetzung nach Martin Luther finden wir das Wort Abstand lediglich ein einziges Mal im Alten Testament in Josua 3,4. Der Begriff Distanz kommt sogar überhaupt nicht vor. Das Wort Nähe hingegen finden wir 221 Mal in der Bibel.
Diese einfachen Zahlenspiele zeigen für mich ganz klar, was Gottes Wunsch für uns Menschen ist. Er ist ein Gott, der die Nähe zu seinem Volk, zu uns Menschen sucht, er ist kein Gott, der unnahbar und distanziert ist, und von ihm kann uns keine Mauer, kein Gebot, kein Gesetz fernhalten.
Liebe Gemeinde, in diesen bewegten Zeiten in denen wir uns gerade befinden, tut es gut sich dies immer wieder vor Augen zu rufen, wenn sich Gedanken breit machen, wie z.B.: Wie lange noch? Wird das jetzt ewig so bleiben? Wird es jemals wieder so, wie es einmal war?
Es sind Gedanken, die uns vielleicht auch beängstigen. Aber was für die Menschen damals schon galt, gilt uns auch heute noch:
„Macht euch keine Sorgen um euer Leben, ob ihr etwas zu essen oder zu trinken habt,
und um euren Leib, ob ihr etwas anzuziehen habt! Das Leben ist mehr als Essen und Trinken, und der Leib ist mehr als die Kleidung! Seht euch die Vögel an! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln keine Vorräte – aber euer Vater im Himmel sorgt für sie. Und ihr seid ihm doch viel mehr wert als Vögel!“ (Matthäus 6, 25-26).
Das Volk Israel ist durch viele Krisen gegangen, obwohl Gott es als sein auserwähltes Volk sah, die Menschen zur Zeit Jesu und die ersten Christen mussten einiges durchstehen. Auch wir in Deutschland haben schon viele Krisen und Katastrophen überstanden, und ich bin überzeugt, dass es auch dieses Mal so sein wird, und dass unsere Freude, wenn wieder Normalität einkehrt umso größer sein wird!
Bleiben wir einander zugewandt, halten wir fest an Gottes Liebe und seinen Zusprüchen und seien wir für einander da, auch wenn wir kleine Abstände überbrücken müssen
„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Röm. 8, 38-39).
Diese Gewissheit und Gottes Segen wünsche ich Ihnen allen für die kommenden Wochen und Monate!

Ihr Religionspädagoge Jakobus Launhardt

Mai 2020

Liebe Gemeinde,

Glitzernde Seifenblasen zogen vor meinem Fenster vorbei. Ein Mädchen aus der Nachbarschaft stand im Garten und blies sie in die Luft.
Wie wunderschön! Schillernd in Regenbogenfarben stiegen die Seifenblasen in den Himmel – und zerplatzten. Leider - Aber so ist das nun mal mit Seifenblasen...
Wie Seifenblasen zerplatzen in diesen Wochen viele Träume …
... von einer sicheren Existenz, von beruflichen Erfolgen, von fröhlichen Festen mit der Familie und mit Freunden, von Reisen an wunderschöne Orte ...
Auch in unserer Kirchengemeinde sind viele Träume zerplatzt. Nur ein paar Beispiele: Der Kirchenchor hatte monatelang für die Stunde der Passion am Karfreitag geprobt, die Jugendlichen warteten schon sehnsüchtig auf die Übernachtung in der Osternacht, einige Paare wollten eigentlich in den nächsten Wochen fröhliche Hochzeitsfeste feiern und viele Familien planten die Taufen ihrer Kinder. Im Kindergarten wurde eine Maifeier vorbereitet, viele Kinder und Jugendliche haben sich schon auf unsere Sommerfreizeiten gefreut und die Konfirmandinnen und Konfirmanden auf ihre Konfirmationen …
Alles abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben!
Und wie sieht es bei Ihnen aus, liebe Gemeindeglieder?
So viele Träume zerplatzen wie Seifenblasen!
Doch ohne Träume, ohne Sehnsucht und Hoffnung können wir nicht leben! Wir brauchen die Hoffnung, dass irgendwann unser Leben wieder so möglich ist, wie wir es vor der Corona-Krise noch für selbstverständlich hielten.
Menschen in Krisensituationen brauchen Hoffnung.
Menschen, die an Gott glauben, halten an der Hoffnung fest und bekommen dadurch neue Kraft.
In einem Psalm im Alten Testament wird das so ausgedrückt:

„Wir werden sein wie die Träumenden. Unser Mund wird voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein. Dann wird man sagen: Der Herr hat Großes an ihnen getan! ... Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“ (Psalm 126)
Wir gehören als Christen zu einer Gemeinschaft der Hoffnung.
Wir glauben an Jesu Christus, in dem die Hoffnung für uns Mensch geworden ist. Und wir feiern seinen Lebensweg, der in der Klage, in der Hoffnungslosigkeit, im Tod zu enden scheint. Doch mitten in der Trauer und der Hoffnungslosigkeit der Grabesstille verkünden wir an Ostern die Auferstehung Jesu, die Hoffnung auf ein neues und erfülltes Leben.

Im Römerbrief des Paulus heißt es (Übersetzung der Guten Nachricht):
„Unsere Hoffnung aber wird uns nicht enttäuschen. Denn dass Gott uns liebt, ist uns unumstößlich gewiss. Seine Liebe ist ja in unsere Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist, den er uns geschenkt hat.“
Ich hoffe, dass wir in unserer Gemeinde - auch in diesen „kontaktarmen“ Zeiten - Gemeinschaft erleben können, dass wir Freude und Leid teilen, dass wir einander trösten und einander im Glauben und in der Hoffnung stärken können.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie als Christen in der Hoffnung leben können.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie nicht aufhören zu träumen und Ihrer Sehnsucht Raum zu geben.
Ich wünsche Ihnen die Erfahrung von Gottes großer Kraft und grenzenloser Güte und herrliche Freude im Dasein als Kinder Gottes.

Gehen Sie mit Gottes Segen durch diese Zeit und bleiben Sie gesund!
Ihre Pfarrerin Elke Stamm

Februar 2020

Liebe Gemeinde,

„Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9, 24)
Dieser Satz aus einer Heilungsgeschichte, wird uns im Jahr 2020 als Jahreslosung begleiten.
Nicht nur eine Heilungsgeschichte, eigentlich eine Glaubensgeschichte, aus der dieser Satz stammt. Ein Vater bringt seinen Sohn, der unter epileptischen Anfällen leidet, damit er von Jesus geheilt wird – es ist seine letzte Hoffnung. Zuerst trifft er nur auf die Jünger, die dem Jungen nicht helfen können.
Als Jesus zurückkehrt, trifft er auf eine Menschenmenge: seine Jünger, Schriftgelehrte, die mit ihnen streiten, Schaulustige und mittendrin der verzweifelte Vater mit seinem Sohn. „O du ungläubiges Geschlecht…“, schimpft Jesus und wendet sich dann dem Vater zu. Der bittet ihn: „Wenn du aber etwas kannst,
so erbarme dich unser und hilf uns!“, bittet er Jesus. Jesus erwidert: „Du sagst: wenn du kannst – alle Dinge sind möglich, dem, der da glaubt.“ Darauf reagiert der Vater mit dem Satz, der zur Jahreslosung geworden ist: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ Schließlich heilt Jesus den Jungen.
Glaube und Zweifel liegen ganz nah beieinander, das erzählt uns der Evangelist Markus mit dieser Geschichte. Ich treffe oft auf Menschen, die zweifeln, ob sie genug glauben. Und ich versuche ihnen Mut zu machen: Glauben bedeutet nicht, ein Wissen, ein Vertrauen, das man einmal gefunden hat und dann für immer besitzt. Glauben, das bedeutet, sich auf die Suche zu machen, nach dem was uns im Leben tragen kann, nach dem, auf was wir vertrauen können.
Und auf diesem Weg des Glaubens, da gibt es Momente, in denen wir mehr zweifeln als glauben, und es gibt andere Momente, in denen wir mehr glauben als zweifeln. Und wieder gehört beides zusammen.
Unsere Glaubensbiografien verlaufen nicht einfach gradlinig, sie gehen oft verschlungene Wege.
Und das ist gut so. Denn Glauben bedeutet ja auch, sich dem Vertrauen zu Jesus, zu Gott, ganz persönlich zu nähern. Da geht es um meine Geschichte mit Gott –und die kann ja ganz anders sein,
als die Geschichte, die eine andere Person von ihren Erfahrungen mit Gott erzählt. Und so sind die Wege, die wir im Glauben gehen, ganz unterschiedlich. Ich denke an die 50-jährige Frau, die mich beim Beerdigungsgespräch für ihre Mutter bat, sie noch zu konfirmieren. Als Jugendliche wollte sie nicht konfirmiert werden, aber jetzt war es ihr wichtig, das nachzuholen. Oder an den Konfirmanden, der sich schließlich dazu entschieden hat, sich nicht konfirmieren zu lassen – obwohl es seinen Eltern sehr wichtig gewesen wäre – weil er in seiner Auseinandersetzung mit der Religion festgestellt hat, dass er sich den Ideen des Buddhismus näher fühlt. Oder an die junge Mutter, die ihr Kind taufen lassen wollte – und selber wieder in die Kirche eintreten. Sie hatte in jüngeren Jahren in einem evangelikal geprägten Umfeld gelebt und ihren Glauben als unzulänglich erlebt und war deshalb aus der Kirche ausgetreten. Glaube und Zweifel gehören zusammen. Christ sein bedeutet für mich nicht, Glauben zu haben, sondern auf der Suche zu sein, mich auf den Weg zu machen, mich mit Jesus Christus auseinanderzusetzen, wie der Vater in der Geschichte.
Es bedeutet für mich, meine Zweifel auszusprechen, aber genauso, Vertrauen zu wagen. All das fasst die Jahreslosung wunderbar zusammen:
„Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ Wie schön, dass uns dieser Satz ein Jahr lang begleitet.

Ihre Pfarrerin Sabine Sommer

Oktober 2019

Liebe Gemeinde,

nach einem warmen, sonnigen Sommer kehrt der Herbst ein.
Mit den dunkleren Zeiten beginnt das Ende des Kirchenjahres, das mit dem Ewigkeitssonntag am 24. November abschließt, bevor wir am 1. Advent das neue Kirchenjahr einläuten.
Am Ewigkeitssonntag werden wir der Verstorbenen gedenken.
Für viele Menschen in unserer Gemeinde ist dieser Gottesdienst zu einem besonderen Ereignis geworden, bei dem sie sich in ihrer Trauer aufgehoben fühlen und vom Licht der Ewigkeit berührt werden.
In dieser Zeit nehmen die Themen Sterben, Tod und Trauer in unserer Kirche einen besonders großen Raum ein.
Das mag der eine oder die andere merkwürdig oder sogar unangenehm finden. Sie wenden sich lieber dem Leben zu als dem Sterben. Doch das Leben gibt es ja nicht ohne das Sterben. Und jeder von uns wird in seinem Leben immer wieder damit konfrontiert. Spätestens am Ende.
Der Kabarettist und Prediger Hanns Dieter Hüsch hat einmal gesagt:
"Die Würde des Menschen besteht darin, dass wir kommen und gehen müssen.
Es macht mich heiter, dass ER bei uns ist bis zum Ende alle Tage, bis ans Ende der Welt."
Mich auch, liebe Gemeinde: Diese Hoffnung, dass Gott bei uns ist und bei uns bleibt über die Grenzen dieses Lebens hinaus.
Wie viele andere habe ich die Erfahrung gemacht, dass wir Lebenden von den Sterbenden lernen können. In allem Schmerz, in aller Traurigkeit.
"Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden", heißt es im Alten Testament, im Psalm 90. Das war übrigens mal (2015)– mitten im Sommer und nicht für alte Leute– das Motto des evangelischen Kirchentags.
In der modernen Übersetzung des Kirchentags heißt es: „Unsere Tage zu zählen, das lehre uns, damit wir ein weises Herz erlangen.“ Das weise Herz ist klug genug, die Endlichkeit des Lebens nicht zu verdrängen, aufmerksam zu sein für jeden einzelnen Tag und achtsam umzugehen mit dem eigenen Leben.“

Der Philosoph Khalil Gibran schreibt über das Geheimnis des Todes (und des Lebens):
"Ich weiß, das Geheimnis des Todes würdet Ihr gern kennen. Es gibt nur einen Weg es zu finden; schaut in euer Leben. Die Eule, die mit ihren Nachtaugen am Tag blind ist, kann das Geheimnis des Lichts nicht ergründen. Blind seid ihr ebenso für das Geheimnis des Todes; es zu schauen müsst ihr eure Herzen weit öffnen, damit das Leben einziehen kann. Denn Leben und Tod sind eins, wie der Fluss und das Meer. In euch, doch wie in Meerestiefe, liegt stille Kenntnis vom Jenseits, eingebettet in eure Hoffnungen und Sehnsüchte. Und wie Samenkörner träumend unter Schnee verborgen, so ist eure Hoffnung vom neuen Leben. Nehmt diese Träume an, sie sind das verborgene Tor zur Ewigkeit. Ist doch Sterben wie nackt im Wind zu stehen und zu vergehen, wie Schnee in der Sonne. Ist doch das Erlöschen des Atems wie das Befreitsein vom rastlosen Dahintreiben, damit das Leben emporsteigt, sich entfaltet, um unbelastet Gott zu schauen. Erst, wenn du vom Fluss der Stille getrunken hast, wird dein Gesang erklingen; erst wenn du den Gipfel des Berges erreicht hast, wirst du aufsteigen, und erst wenn die Erde deine Glieder gefordert hat, wirst du wahrhaft tanzen.“"

Viel Licht in den dunklen Zeiten, Stille und Besinnung auf Gott, den Herrn über Leben und Tod und ganz viele Freude – auch an den kleinen Dingen des Lebens, wünsche ich Ihnen, liebe Gemeinde, für diese Herbst- und Winterzeit. Auf dass es uns warm wird in der Gemeinschaft unserer Gemeinde!


Ihre Pfarrerin Elke Stamm

Juni 2019

Liebe Gemeinde,
kennen Sie dieses Gefühl, wenn Sie eigentlich satt sind, aber da doch noch dieser Appetit ist auf etwas mehr? Vielleicht ein kleiner Nachtisch, einen Espresso? Oder der kleine Hunger zwischendurch, wenn man sich eigentlich vorgenommen hatte, bis abends nichts mehr zu essen, die Schokolade oder die Chips einen dann aber doch so verführerisch anlächeln?
Manch einem geht es so vielleicht bei Nutella. Für viele Jugendliche ist es ein Muss für ein gelungenes Frühstück:
Ein richtig leckeres dick bestrichenes Nutellabrot.
Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Was hat denn gerade ein Nutellabrot im Geistlichen Wort verloren?
Was hat ein Nutellabrot mit unserem Glauben und mit Jesus zu tun?
In Johannes 6,35 sagt Jesus über sich selbst: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern.“
Wie für viele Kinder, Jugendliche und auch manch einen Erwachsenen heute das Nutellabrot, so war zur Zeit Jesu Brot im Allgemeinen essentiell und überlebensnotwendig.
Brot des Lebens – das klingt aber schon irgendwie ganz anders als „Nutellabrot“, da steckt anscheinend mehr dahinter.
Wenn wir gemeinsam Abendmahl feiern, sprechen wir auch von diesem Brot des Lebens. „Während der Mahlzeit nahm Jesus ein Brot, sprach das Segensgebet darüber, brach es in Stücke und gab es seinen Jüngern mit den Worten: „Nehmt und esst, das ist mein Leib!“ (Mt. 26,26)
In diesem Brot des Lebens steckt also viel mehr, als in einem Nutellabrot.
Klar, Nutella hat einen ganzen Haufen Kalorien – Brot auch. Wenn man so ein Brot isst, ist man schnell satt, und der Hunger wird fürs Erste gestillt.
Allerding kommt der Hunger spätestens nach ein bis zwei Stunden wieder.
Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern.“
Den Hunger, von dem Jesus hier spricht, können wir selbst nicht stillen. Es ist ein Hunger nach mehr, ein Hunger nach Freiheit, nach Frieden, nach Vergebung, ein Hunger danach, Gott nah zu sein und seine Liebe zu spüren. Nur Jesus kann diesen Hunger stillen. Wenn wir Abendmahl feiern, denken wir daran, dass Jesus am Kreuz für uns starb, damit wir frei sein dürfen. Wir kommen ihm nah in Brot und Wein, und für diesen Moment ist unser Hunger gestillt.
Wenn wir zu Jesus kommen, fängt alles erst an. Wenn Jesus in unser Leben kommt, dann kommt er nicht einfach kurz vorbei und vergibt uns unsere Schuld, sondern er will bei uns bleiben. Kein Fünf-Minuten-Spontanbesuch, sondern ein Daueraufenthalt. Er möchte unseren Hunger stillen, indem er in unserem Leben bleibt. Ein Nutellabrot ist mehr oder weniger schnell verdaut und die Nährstoffe aufgebraucht. Jesus, das Brot des Lebens hingegen bleibt in unserem Leben. Er gibt uns Kraft zum Leben und Kraft zum Glauben.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie das auch in Ihrem Alltag spüren dürfen, wenn wieder der Hunger zwischendurch kommt. Vor allem dann, wenn es stressig wird, wenn unsere Kraft aufgebraucht scheint und alles anstrengend erscheint, wenn die eigene Energie nicht mehr reicht. Dann, wenn eigentlich das nächste Nutellabrot oder in diesem Fall das nächste Lebensbrot nötig ist.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Gott an ihrer Seite spüren und ihm auch auf anderem Wegen als im Abendmahl nah sein können, beispielsweise im Gebet oder einer kurzen Pause draußen in der Natur, und dass Sie Ihrem Hunger nach mehr nachgehen und immer wieder neue Wegen suchen und entdecken, Gott nah zu sein.

Ihr Religionspädagoge Jakobus Launhardt

März 2019

Liebe Gemeinde,
am Aschermittwoch beginnt die Passionszeit.Dann wird in der Kirche von Jesu Leidensweg und von seinem Tod am Kreuz geredet.
Immer wieder fragen mich Leute:
Warum? Muss das sein? Könnt Ihr nicht anders von Gott reden?
Nein – meine ich – und damit bin ich mit dem Apostel Paulus einig:
Paulus sagt: Die Rede von Gott, der sich in der Tiefe des Menschseins, in Jesus Christus offenbart, muss ganz anders sein als weltliche Rede und sich menschlichen, weltlichen Maßstäben entziehen. (1. Korinther 2)
Die Rede vom Kreuz kann nach weltlichen Maßstäben gar nicht überzeugen.
Die Rede vom Kreuz, sagt Paulus, muss denjenigen eine Torheit und ein Ärgernis sein, die nicht an Jesus Christus glauben.
Unser Glaube entscheidet sich am Kreuz: Können wir daran glauben, dass unser Gott sich dort, leidend, ohnmächtig, sterbend in seiner Herrlichkeit offenbart?
Der römische Hauptmann erkennt unterm Kreuz, im leidenden, sterbenden Menschen Gott: „Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!“
So erzählen es die Evangelisten.
Das Kreuz Christi ist der Ort der Erscheinung von Gottes Kraft - jedoch verborgen unter ihrem Gegenteil: In Schwachheit, Ohnmacht und Tod.
Das ist paradox. Das kann man nicht wirklich mit dem Verstand erfassen, das kann man nur glauben und erleben. Da ist unsere weltliche Weisheit am Ende. Da gilt etwas ganz anderes:

Das Kreuz des Jesus Christus
durchkreuzt was ist
und macht alles neu
Was keiner wagt, das sollt ihr wagen
Was keiner sagt, das sagt heraus
Was keiner denkt, das wagt zu denken
Was keiner anfängt, das führt aus
Wenn keiner ja sagt, sollt ihr´s sagen
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben
Wenn alle mittun, steht allein
Wo alle loben, habt Bedenken
Wo alle spotten, spottet nicht
Wo alle geizen, wagt zu schenken
Wo alles dunkel ist, macht Licht
Das Kreuz des Jesus Christus
durchkreuzt was ist
und macht alles neu
(Lothar Zenetti)

November 2018

Wann haben Sie das letzte Mal ganz bewusst Stille erlebt?
Wenn wir ehrlich sind, dann ist es um uns herum nie wirklich ruhig. An den Orten, an denen wir leben und arbeiten, ist immer etwas los. Autos fahren vorbei, der Nachbar mäht seinen Rasen, der Postbote klingelt, Kinder spielen auf dem Spielplatz und noch vieles andere mehr. Das meiste davon ist mit Geräuschen verbunden. Meistens nehmen wir diese Geräuschkulisse gar nicht mehr wahr. Nur ihre Abwesenheit. Wenn es mal still ist um uns herum, dann schalten wir meist schnell den Fernseher oder das Radio ein. Die Stille als Abwesenheit von Geräuschen halten wir nur noch sehr schwer aus.
Dabei kann Stille so viel mehr sein! Als Jugendliche hat mich in der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé die gemeinsame Stille während der Gebetszeiten tief beeindruckt. Tausende von jungen Menschen, die zusammen Stille halten. In meiner Heimatgemeinde haben wir versucht, das in unseren Jugendgottesdiensten fortzusetzen. Sie hatten den Namen „Stille vor Gott“.
Was das Besondere an der Stille ist?
Zu einem Mönch kamen eines Tages mehrere Europäer, die ihn fragten: „Was für einen Sinn siehst du in der Stille?“ Der Mönch war gerade mit dem Schöpfen von Wasser aus einer tiefen Zisterne beschäftigt. Er antwortete lächelnd seinen Besuchern: „Schaut in die Zisterne! Was seht ihr?“ Die Europäer blickten in die tiefe Zisterne. „Wir sehen nichts.“ Nach einer kurzen Weile forderte der Mönch sie erneut auf: „Schaut in die Zisterne! Was seht ihr?“ Die Leute blickten wieder hinunter. „Ja, jetzt sehen wir uns selber!“ Der Mönch sprach: „Schaut, als ich vorher Wasser schöpfte, war das Wasser unruhig. Jetzt ist das Wasser ruhig. Das ist die Erfahrung der Stille. Man sieht sich selber!“
Bald ist Advent, die „stade Zeit“. Ich werde mir dieses Jahr für die Adventszeit vornehmen, jeden Morgen eine kleine „Stille“ zu halten. Zeit für mich. Zeit für Gott. Zeit, mein Leben im Licht Gottes anzusehen. Mich auf seine Ankunft hier auf Erden, in meinem Leben, vorzubereiten. Mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Ich wünsche mir, dass dadurch auch ein wenig mehr Ruhe in meinen Alltag einkehrt, dass ich nicht mehr von einem Thema zum anderen hetze, sondern mehr Ruhe empfinde und ausstrahle.
Das wünsche ich Ihnen für diese kommende „stade Zeit“ mit einem Segenswunsch:


Ich wünsche dir den Segen der Stille, die dich vor dem Lärm des Tages schützt,
und dich vor der Hast der Termine bewahrt, so dass du zu dir selbst findest.
Ich wünsche dir den Segen der Stille, damit du wieder Gedanken sammeln kannst,
die dich ein wenig vorwärtsbringen.
Ich wünsche dir den Segen der Stille, damit du wieder deinen Atem spürst
und im Schweigen auf dich hören lernst.
Ich wünsche dir den Segen der Stille, die dich auf die Stimme deines Schöpfers achten lässt,
die dir sagt, worauf du achten sollst.
Ich wünsche dir den Segen der Stille, aus der du mit Gewinn herausgehen kannst,
die Ruhe und Gelassenheit schenkt, dich stark macht mit Ausdauer und Beständigkeit.
Ich wünsche dir den Segen der Stille, die dich fähig macht,
andere gleichfalls zur Stille hinzuführen, auf dass sie ebenfalls den Segen der Stille erfahren.
(Heinz Pangels)


Ihre Pfarrerin Sabine Sommer

August 2018

Ich glaub. Ich wähl!
Der Slogan für die im Oktober anstehende Kirchenvorstandswahl ist eindeutig zweideutig. Hat man die Satzzeichensetzung der beiden Sätze nicht vor Augen, könnte dieser Slogan schnell missverstanden werden. „Ich glaube, ich wähle, so ganz sicher bin ich mir aber nicht“, so könnte die Fehlinterpretation lauten. Sie ginge in die Richtung einer Aussage, wie sie Jugendliche nur zu gerne benutzen, wenn man sie nach einer Antwort fragt. „Ich glaube, ich habe Zeit.“ „Ich glaube, das sollte ich schaffen“, sind häufige Antworten. In diesem „ich glaube“ stecken jedoch viele wenn‘s, vielleicht‘s und aber’s. Es ist keine Aussage, auf die man sich verlassen kann, wenn man eine konkrete Zusage zu einem Termin erwartet oder um das Erledigen einer Aufgabe bittet. In diesem „ich glaube“ steckt eine gewisse Unsicherheit, vielleicht auch ein bisschen der Versuch, sich nicht ganz festlegen zu wollen. Die Satzzeichen im Slogan der Kirchenvorstandswahl sind daher so wichtig, um eine klare Aussage zu erzeugen. „Ich glaub“. Es ist als ein Statement, ein Bekenntnis zu verstehen, welches wir abgeben. Ich glaube, das heißt, dass mir mein Glaube etwas bedeutet; ich stehe zu meinem Glauben! Der zweite Teil „Ich wähl“ ist eine Folge dieser Aussage. Wenn uns unserer Glaube wichtig ist, dann wollen wir uns auch beteiligen, in dem wir unsere Stimme abgeben und uns an der Wahl beteiligen und mitentscheiden, wer künftig Verantwortung in der Gemeinde tragen soll und über wichtige Fragen des Gemeindelebens entscheiden soll. Dazu haben wir die freie Wahl!

Ich glaub. Ich wähl!

Schon immer haben Menschen die Wahl und müssen Entscheidungen treffen.

Eines der bekanntesten Beispiele dafür finden wir im 1.Buch Mose in der Schöpfungsgeschichte. Gott schenkte uns Menschen einen freien Willen, eigenständige Entscheidungen zu fällen.
Manche Entscheidungen fallen uns leicht, andere hingegen sind deutlich schwerer und verlangen uns einiges ab. Die ersten Menschen trafen eine Wahl, gegen eines der Gebote Gottes zu verstoßen – und vom Baum der Erkenntnis zu essen. Letztendlich hatte dies die Verbannung aus dem paradiesischen Zustand zur Folge. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte trafen Menschen immer wieder vermeintlich falsche Entscheidungen. Dennoch gab Gott ihnen immer wieder eine neue Chance. Trotz des Wissens, dass unser freier Wille auch Verantwortung mit sich bringt, dürfen wir Gott daher besonders dankbar sein für diese neuen Chancen und die Möglichkeiten, die er uns dadurch Tag für Tag aufs Neue schenkt.

Ich glaub, Ich wähl!

Anders, als es uns bei Wahlen in der Politik und anderen Situationen unseres Lebens oft vorgegaukelt wird, haben wir in unserem Glauben eine wirklich Wahl. Wir haben echtes Mitspracherecht und sehen die direkten Auswirkungen unserer Entscheidungen. In unserem Glauben dürfen wir uns frei dafür entscheiden, wie häufig wir beten oder in die Kirche gehen, was wir glauben wollen und was nicht. Wir haben eine echte Wahl, wie wir unser Leben als Christ leben wollen.
Nicht alle unsere Entscheidungen haben weitreichende Folgen, nicht mit all unseren Wahlen können wir großes bewirken. Die Entscheidung für unseren Glauben, für unsere Überzeugung einzustehen, ist aber eine der wichtigsten überhaupt, auch wenn diese manchmal nicht einfach ist.

Daher möchte ich Sie ermutigen, Ja zu sagen zu Ihren Überzeugungen, Ja zu ihrem Glauben und mit einem neuen Bewusstsein in den Alltag zu gehen und Entscheidungs- und Wahlmöglichkeiten dankbar anzunehmen.
Gott hat uns erwählt als sein Volk und lässt uns die Wahl, wie wir als Erwählte unsere Leben führen wollen!

Ihr Religionspädagoge Jakobus Launhardt

Mai 2018

Pfingsten ist ein merkwürdiges Fest: Alle reden darüber, aber keiner geht hin.
Zur Einstimmung auf die Pfingstfeiertage wurden in einer Fernsehumfrage Passanten befragt: „Was haben Sie an Pfingsten vor?“
Die meisten wünschten sich gutes Wetter fürs Schwimmbad, für ein Grillfest oder eine Reise. Einer sagte: „Pfingsten, das gibt’s bei uns nicht!“
Gibt es bei Ihnen Pfingsten? Gehen Sie hin?
Wir Christen feiern da ja ein großes Fest. – Aber kaum einer geht hin.
An Pfingsten ist vor ungefähr zweitausend Jahren etwas Wundervolles geschehen:
Es war einige Zeit, nachdem Jesus gestorben war. Seine Freunde fühlten sich schwach und hilflos ohne ihn. Da geschah das Wunder:
Eines Tages, als sie alle beieinander saßen, spürten sie auf einmal eine starke Energie in sich, die wie ein Zauber über sie kam. Das war die Kraft des Heiligen Geistes. Plötzlich fühlten sie sich so mutig und stark wie noch nie in ihrem Leben.
Die Erinnerung an Jesus war jetzt wieder ganz lebendig.
Nun konnten sie auch anderen Menschen davon erzählen. Und sie konnten sogar Fremde verstehen und in ihren Sprachen sprechen.
So hat seit diesem Tag die ganze Welt von Jesus Christus erfahren. Und die christliche Kirche ist entstanden.
Wir feiern an Pfingsten also den Geburtstag unserer Kirche.
Ein paar freie Tage und fröhliches Feiern gehören zu so einem Geburtstagsfest genauso dazu wie die Besinnung auf die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft.
Wir Christen glauben daran, dass die Kraft des Heiligen Geistes auch heute noch in uns wirkt und uns stark macht zum Glauben und zum Leben.
Wirklich? Können Sie daran glauben? Wir finden oft keine Worte dafür, wie der Heilige Geist in uns wirkt oder was er für uns bedeutet. Wir können ihn nicht fassen. Nur glauben, dass es ihn gibt. So wie Karl Rahner, ein großer Theologe, der wunderschöne Worte dafür findet:

Ich glaube an den Heiligen Geist.
Ich glaube, dass er meine Vorurteile abbauen kann.
Ich glaube, dass er meine Gewohnheiten ändern kann.
Ich glaube, dass er mir Phantasie und Liebe geben kann.
Ich glaube, dass er mir Warnung vor dem Bösen geben kann.
Ich glaube, dass er mir Mut für das Gute geben kann.
Ich glaube, dass er meine Traurigkeit besiegen kann.
Ich glaube, dass er mir Liebe zu Gottes Wort geben kann.
Ich glaube, dass er mir Minderwertigkeitsgefühle nehmen kann.
Ich glaube, dass er mir Kraft in meinem Leiden geben kann.
Ich glaube, dass er mir einen Bruder an meine Seite geben kann.
Ich glaube, dass er mein Wesen durchdringen kann.
Ich glaube an den Heiligen Geist.

Ihre Pfarrerin Elke Stamm